Ratschläge sind wie abgetragene Kleider: Man benützt sie ungern, auch wenn sie passen.

Thornton Wilder, amerikanischer Schriftsteller

Aus einem "Haus- und Wirthschafts-Kalender 1849"

 zum Gebrauch im Königreich Sachsen"

JANUAR     FEBRUAR     MÄRZ     APRIL  

 MAI     JUNI     JULI    AUGUST

   SEPTEMBER   OKTOBER   NOVEMBER   DEZEMBER


Januar:

(EISMONAT)

Wirthschaftsverrichtung:

Diesen Monat hat ein Hausvater eben nicht zu viel auf den Feldern, desto mehr aber in den Scheunen und auf den Kornböden zu besorgen; dennoch findet er auf dem Felde verschiedenes in Acht zu nehmen; er läßt Graben machen, damit bei einfallendem Thauwetter das Schneewasser von den Feldern ablaufen könne, und die Saat nicht dadurch erstickt werde.

Bei erträglicher Witterung läßt er die Wassergräben auf den Wiesen reinigen und säubern, auch den unverlegenen Mist auf die Felder führen und auf Haufen schlagen. In den Küchengarten soll man fetten Dünger führen und zusammenhäufen, damit er im Frühlinge ausgebreitet werden könne. Die Küchengewächse im Keller muß man fleißig nachsehen und das verfaulte und schadhafte davon abnehmen.

An die Bäume muß man Schlamm und Gassenkoth schütten, damit die Fettigkeit durch den Regen und Schnee sich gut einziehe. Der Schnee, der sich zu häufig an die Bäume leget, muß man zuweilen sachte abschütteln. Bei trockener Witterung fället man jetzt das nöthige Bauholz, besonders im letzten Viertel des Monden.

Den Schafen besprenget man das Futter mit Salzwasser und hält die Ställe so viel möglich warm; jedoch wenn etwa ein schöner Tag einfällt, so läßt man das Vieh aus den Ställen, damit es sich auslüfte, die Glieder erstrecke und nicht krampfig werde. Die trächtigen Stuten muß man mit gutem Futter versorgen, aber ihnen dasselbe nicht häufig auf einmal geben."

Februar
(HORNUNG)

Wirthschaftsverrichtung.

Ein sorgfältiger Hausvater schickt sich nun nach und nach an zum Pflügen und Ackern, und lässet den nöthigen Dünger auf die Felder führen, damit man in der Bestellzeit nicht dadurch gehindert werde; die unfruchtbaren Flecken auf den Wiesen werden mit der Hacke oder dem Pfluge umgerissen und die Lücken mit gutem Erdreich ausgefüllet. Die Weiden köpfet man zu Ende des Monats, ehe noch der Saft in die Höhe steigt.

Im Garten richtet man Mistbeete an, und säet frühen Sallat, Radiesgen, Sellerie, Petersilie, Majoran u. dergl. Gegen das Ende des Monats säet man in die Pflanzbeete allerhand Kappsaamen, Zwiebelsaamen, Pastinack, Zuckerwurzel, Löffel= und Körbelkraut, Spinat usw. Den Hühner= und Taubenmist streuet man ganz dünhe in den Gärten herum, so wächset aldann gutes Gras.

Die Bäume werden von den Blättern und Raupennestern gereinigt und gedünget. Bei gelinder Witterung kann man an dem Steinobst den Anfang mit dem Beschneiden machen, die, so an einer Mauer gepflanzet sind, zuerst, und hernach die, so im Freien stehen. Die wilden Stämme, die man übers Jahr zu pfropfen gedenket, kann man jetzo versetzen.

Bei der Viehzucht kann man jetzt die jungen Ferkel aufziehen, weil sie besser zur Zucht sind als die in den folgenden Monaten gezeuget werden; den kalbenden Kühen wird das Futter gebessert, und die zur Zucht bestimmten Kälber werden, wenn sie 6 oder 7 Wochen alt, an einem hellen Tage abgesetzt."

März
(LENZMONAT)

Wirthschaftsverrichtung.

Sobald der Schnee hinweg ist, und der Erdboden brauchbar worden, fängt man den Frühlings= oder Sommer=Feldbau an. Man führet Dünger auf die Felder, breitet ihn, und läßt ihn halb umackern oder wenn es vor dem Winter geschehen, so werden die Sommerfelder gerühret und gewendet.

Zuerst säet man Hafer, aber nicht zu dicke; gegen das Ende des Monats Sommerwaizen und Sommerkorn, wobei man doch allezeit auf die Beschaffenheit der Witterung und des Erdbodens zu sehen hat. Im letzten Viertel säet man Früherbsen, damit sie bald aufblühen. Man setzte auch neue Weiden, leget lebendige Zäune und Gehege an.

Im Küchengarten werden die den Winter über nicht gedüngten Felder mit Tauben= und Hühnermist belegt und untergraben. Die aufgehenden Gewächse müssen vor dem Reife in Acht genommen und die dabei stehenden Bäume von den Raupennestern gesäubert werden. Um die Bäume lässet man nun ein wenig aufhacken, damit die Dünste herausziehen. Aepfel= Birn= Maulbeer= und Quittenbäume werden im zunehmenden Monde gesetzt und gepfropft.

In den Weinbergen werden die Stöcke um Alt=George oder Gertraud, wenn es klar am Himmel und trockne Witterung, auch kein Frost zu besorgen ist, aufgezogen.

Die zur Zucht bestimmten Kälber und Ferkel werden im vollen Monde abgesetzet. Jetzo geht die Lammzeit an. Den Arbeitspferden giebt man jetzt manchmal Wickfutter."

April
(OSTERMONAT)

Wirthschaftsverrichtung.

Die Sommersaat muß diesen Monat gehörig berichtiget werden. Man säet besonders jetzt den meisten Hafer, höchstens bis in die zwölfte Woche vor Jacobi, die Gerste bis um Walpurgis, auch 8 Tage darüber. Den früheren Lein, Wicken, Erbsen, Bohnen säet man bis Jacobi; um Georgi richtet man die Aecker zum Heydekorne zu; nach Georgi im letzten Virtel werden die Krautfelder gerühret.

Die erste Brache wird bis zur Baumblüthe vorgenommen. Bei nassem Wetter pflügt man die hohen Bergäcker. Wenn die große Kälte vorbei, säet man im zunehmenden Monde Kleesaamen.

Im Küchengarten stecket man 4 oder 5 Tage nach dem Neumonde Kürbiskerner und Erdäpfel, die Zwiebeln im letzten Viertel. Zu den Gurken ist der zwei= und dreijährige Saamen besser als der einjährige. Kapphäupter und Sellerie werden im abnehmenden Monde versetzt, Blumen= und anderer Kohl aber im zunehmenden Monde, zwei Schuh von einander. Die Artischocken werden gereinigt, der lange Mist davon gethan, und der kurze untergraben. Bis in den Herbst wird nun kein Baum mehr gedünget, weil leicht Würmer davon wachsen.

Dem Rindvieh, besonders den Zugochsen, ist der sogenannte geschröpfte grüne Waizen sehr gut. Gleich nach Georgi werden die Schaafe nicht mehr auf die Wiesen getrieben. Gegen Phil. Jac. im zunehmenden Monde wird in den Teichen der 2 Jährige Saamen mit dem 3jährigen versetzt."

  • höchstens bis in die zwölfte Woche vor Jacobi: bis um den 5. Mai
  • nach Georgi im letzten Virtel [Mondviertel]: letztes Mondviertel 15. Mai
    Ich vermute eher, dass die Verfasser sich hier verschrieben haben und das erste Mondviertel meinten - dann wäre das der 29. April
  • Im Küchengarten stecket man 4 oder 5 Tage nach dem Neumonde : Neumond=23.April
  • die Zwiebeln im letzten Viertel: letztes Mondviertel 15. Mai
    Hier ist vielleicht auch das erste Mondviertel 29.April gemeint.
  • Sellerie werden im abnehmenden Monde versetzt :07.-14.April
  • Blumen= und anderer Kohl aber im zunehmenden Monde: 24.-28. April
  • die Wiesen getrieben. Gegen Phil. Jac. im zunehmenden Monde ;
    Philipp und Jacob 01. Mai; also 24.April bis 01. Mai

Als Quelle diente das "Taschenbuch der Zeitrechnung" von Grotefend und der Kalender von 1849.

Mai
(WONNEMONAT)

"Wirthschaftsverrichtung "

In diesem und auch im vorigen Monat kann man den Waizen und das Korn, wenn es sich überwachsen will, gehörig mit der Sichel schröpfen. Die Kraut= Rüben= und mittlern Flachsfelder werden zugerichtet. Hirse säet man im zunehmenden Monde, Hanf 3 Tage nach dem Vollmonde, in sandigen Aeckern aber schon im vorigen Monate, wegen der mehrern Feuchtigkeit. Der Hopfen wird jetzt gestängelt und angeleitet, aber nicht mit allzugroßen Stangen, weil es ihm lange Zeit schadet.

In der Mitte des Monats werden die Krautpflanzen gesteckt. Um diese Zeit wird auch der Mist auf die Aecker geführet, und nachdem solcher gebreitet, die Aecker bei feuchtem Wetter zum erstenmal zur Wintersaat umgerissen. Kappes= und gemeine Kohlpflanzen werden nun versetzt; der früh gepflanzte Sellerie kann zum erstenmal behackt werden.

Die jungen Bäume und die Schosse an den gepfropften Bäumen müssen vor den schwarzen Kneip= oder Stechwürmern, bewahret werden. Wird der aufgesetzte Reis welk, so thut man nur die alte Erde bei der Wurzel zum Theil hinweg, und legt dafür frische hin.

Im abnehmenden Monde, ehe die Hitze überhand nimmt, kann man die jungen Kälber, Pferde und Widder schneiden lassen. Die Ställe bekommen nun wieder Oeffnungen, damit die reine Luft durchdringe, und die unreinen Ausdünstungen vertreibe. Die Hühner, Enten und Gänse setzt man jetzt zum Brüten an."

 

Juni

(BRACHMONAT)

Wirthschaftsverrichtung

Man hat beobachtet, daß die Düngung, die diesen Monat geschieht, die Aecker sehr fruchtbar machet; man muß aber den Mist fein bald breiten und unterackern. Die Krautfelder werden völlig zugerichtet. Zu Anfange dieses Monats säet man noch Hirse, Heidekorn und Hanf, späten Lein um Johannis [24. Juni] bei schönem Wetter. Die vor Pfingsten [27. Mai] gesteckten Kraut= und Kohlpflanzen werden um Johannis das erstemal behackt und gehäufelt. Gegen das Ende des Monats werden die zweimähigen Wiesen gehauen, und wenn alsdann trocken Wetter einfällt, so muß man sie wässern. 

Im Küchengarten säet man jetzt den letzten Braunkohl, und verpflanzet ihn um Jakobi [25. Juli] im zunehmenden Monde. Rettigsaamen steckt man des Abends im abnehmenden Monde [6. bis 12. Juni], dieser hat eine tiefgehackte Erde und feuchten Boden nöthig. Die neugepfropften Stämmlein muß man fleißig anwarten und die Reiser mit weichem Stroh oder wollenen Bändern anbinden, und bei trocknem Wetter des Abends begießen. 

Auf die Vertilgung der Käfer und Raupen muß man sorgfältig denken. Um Johannis oculiret man die Steinobstbäume im zunehmenden Monde [21. bis 25. Juni]. 

Man kann noch mit der Schafschur fortfahren und diesen und den folgenden Monat dem Schafvieh bei trocknem Wetter die Salzlecke geben. Den Zugochsen muß man kein neues Futter geben, weil es zu sehr entkräftet, Jetzt ist die rechte Schwarmzeit der Bienen."

Juli

(HEUMONAT)

Wirthschaftsverrichtung 

Dieser Monat erfordert den ganzen Fleiß eines klugen Landmannes. Ehe er sich zur Ernte schickt, läßt er die Aecker zur Wintersaat, welche nach dem Brachen wieder stark erwachsen, von neuem umackern, oder mit dem Pfluge wenden.

Nebst den Krautfeldern wird der Flachs noch fleißig gejätet. In vielen Gegenden geht nunmehro die völlige Ernte an, wo ein Hausvater auf die Reife des Getreides auf die Art es zu schneiden, auf die Verfertigung und übrige Behandlung der Garben und dergl. genau Acht haben muß. Um Jacobi [25.Juli] wird das Kraut geblattet. Die Rübensaat wird verrichtet, jedoch nicht früher. Die Flachsfelder geben die besten weichsten Rüben. Man säet noch Wickfutter für das Vieh.

Zu Anfange des Monats werden die gemeinen Wiesen gehauen und alsdann gewässert. Man fängt an, den Kappsaamen und dergleichen abzunehmen. Den Pflaumenbäumen, wenn sie keine Früchte bringen wollen, muß man am Gipfel die Rebenschosse und Wasserzweige sorgfältig benehmen, so werden sie das folgende Jahr fruchtbarer. Die gepfropften Stämmlein und Reiser muß man des Abends mit faulem Wasser begießen, auch, wenn die Bäume in großer Hitze stehen, umgekehrte Rasen zulegen.

In den Hundstagen müssen die Pferde öfters, aber nicht viel auf einmal, getränket werden. Wenn ein Gewitter in einen Teich schlägt, so muß er ab= und neues Wasser zugelassen werden."

August
(ERNTEMONAT)

"Wirthschaftsverrichtung.

Ein sorgfältiger Hausvater findet jetzt seine Hauptbeschäftigung in der Ernte. Den Waizen lässet er nicht gern über zwei Tage nach dem Hauen liegen, weil er leicht auswächst. Gerste und Hafer, wenn sie zu sehr reif werden, pflegen gern einzubrechen. Wenn der Hafer, nachdem er gehauen ist, einen durchdringenden Regen bekommen kann, röstet er desto besser. Um Bartholomäi [24. August] wird der meiste Hirse reif, und man schneidet ihn, wenn er an den Spitzen gelb zu werden anfängt. Um diese Zeit fängt auch das frühe Heidekorn an, reif zu werden.

Man sammelt allerhand Laub für das Vieh, denn, sobald der erste Reif fällt, taugt es nicht mehr zur Fütterung. Die schadhaften Obstbäume werden mit Baumsalbe beschmieret und verbunden. Wenn die Bäume sehr in der Sonne stehen und keinen Regen bekommen, so begießet man sie mit faulem stillstehenden Wasser. Die Rebenschosse und Wasserreiser werden fleißig abgenommen. 

Der Sallat= Zwiebel= Möhren= Petersilien= Kohl= Dill= und Fenchel=Saamen werden jetzt reif; man muß ihn aber nicht auf dem Stengel völlig reif werden lassen, sondern ihn, sobald er anfängt reif zu werden, abnehmen und in die Sonne hängen. 

Zu Ende dieses Monats werden die Hammel geschlachtet oder zum Stich verkauft. Auch höret man jetzt auf, die Schafe des Tages dreimal zu melken. Bis Michael [29. September] melket man sie zweimal. Die Pferde nimmt man in allem in Acht, weil ihnen leicht allerhand Zufälle begegnen."

September
(HERBSTMONAT)

"Wirthschaftsverrichtung.

Zu Anfange dieses Monats sorget man noch für die Einbringung des Heidekorns. Da nunmehro die Saatzeit angeht, welche 3 Wochen vor und 14 Tage nach Michael [29. September] die beste ist, so säet man um alt Bartholomäi die Wintergerste, das Korn um Matthäi [21. September], den Waizen 8 Tage vor oder ebenfalls nach Michaelis. Es ist zu merken, daß die hochliegenden Felder früher, nämlich um und vor Michael, die tiefliegenden aber später besäet werden.

Um und nach Egidi [1. September] wird das Grummet gemacht. Zu Ende des Monats werden die Herbstwiesen, die nur einmal tragen, gehauen. Die Gartenbeete, worein man künftigen Frühling säen will, werden nun gedünget und umgegraben. Im Obstgarten findet man mit Abnehmung des meisten reifen Obstes zu thun, als: Aepfel, Birnen, Quitten, Feigen, Nüsse, Holunderbeeren.  Aepfel und Birnen, so auf den Winter aufbewahret werden, leget man in Sägespäne von wohlriechendem Holze. 

Was von Vieh alt oder sonst nicht tauglich, ist jetzt am besten abzuschaffen. Die zweischürigen Schafe werden nun zum zweitenmale geschoren, denn sonst verlieren sie die Wolle. Die Schafe muß man nicht auf Haferstoppeln, wo der Hafer ausgefallen ist, hüten, weil es ihnen nicht wohl bekommt. Um alt Matthäi lässet man die Widder unter die Schafe. Die Pferde kann man nach vollendeter Arbeit, wenn sie einige Zeit ausgeruhet haben, mit Spießglas purgiren."

Oktober
(WEINMONAT)

"Wirthschaftsverrichtung.

Im Felde muß man jetzt die wegen der Witterung aufgeschobene Herbstsaat an Waizen und Roggen zuerst vornehmen, alsdann werden die Wasserfurchen fein tief nach dem Abhängigen der Aecker gemacht und gereinigt.Die Haferäcker werden gegen das Ende dieses Monats umgerissen, denn der Acker wird des Winters über fein mürbe; doch leidet es nicht überall die Landesart. Man führet Dünger auf diejenigen Aecker, worauf man künftige Frühjahr Sommerkorn, Gerste ec. säen will; der Mist wird bald gebreitet und untergestürzet.

Nach Michael [29. September] wird der Hopfen abgenommen. Die alten Wiesen werden gesäubert und die höckerigen eben gemacht. Dar Kraut wird abgenommen, die Möhren und Rüben ausgegraben. Um Simon und Judä [28. Oktober] wird der weiße Kopfkohl abgeschnitten. Ueberhaupt wird jetzt alles Grünzeug eingebracht. Die Saamengurken können abgenommen werden. Der Spargel wird mit kurzem Miste belegt.

Aepel= Birnen= Kirsch= und dergleichen Obstbäume werden, wenn sie das Laub abgeworfen, am besten versetzt. Wegen der jetzt fallenden stinkenden Nebel ist es rathsam, dem Viehe Theriak mit Butter auf ein Stück Brod zu geben, auch auf keine nassen Wiesen zu treiben. Jetzt ist die Zeit für alles Mastvieh, ehe die Kälte kommt. Die jungen Füllen kann man wallachen lassen. Um Galli [16. Oktober] und gegen Simon und Judä geht die rechte Fischerei an. die wilden Schweine sind jetzt gut zu hetzen."

 

November
(WINDMONAT)

"Wirthschaftsverrichtung.

Auch in diesem Monate findet ein Hausvater gnugsame Beschäftigung; denn er besorgt bei leidlicher Witterung die Wintersaat. Was zur Sommersaat noch nicht gedünget und unter gestürzt worden, kann jetzt noch geschehen.

Im Küchengarten kann man die Beete mit kurzem Miste bedüngen und bei gutem Wetter umgraben. Die lebendigen Zäune und Hecken werden gestutzt. Alles Erdgewächse, was in der Kälte nicht dauert, wird nun aus der Erde genommen.

Im Obstgarten beschäftigt man sich mit Versetzung der Aepfel= Birnen= und anderen Obstbäume 3 Tage nach dem vollen Monde [03. Nov.]. Um Martini [11. Nov.] stecket man allerhand Obstkerne, besonders Pfirschken u. dgl. Die Propfreiser, welche zu viel oder ui hohe Aeste haben, werden gestutzt, und man verstreicht sie mit Propfwachs. Die jungen Bäume werden mit Stroh und von außen herum mit Dornen verbunden, damit sie die Hasen nicht beschälen können.

Von der Mitte dieses Monats bis zum Ende des Januars kann man im abnehmenden Monde das nöthige Bauholz fällen. Fünf Wochen vor und nach Weihnachten muß man das Rindvieh wohl warten; und nach Allerheiligen [1. Nov.] stellet man die Mastochsen ein. Die Schafställe muß man wider die herannahende Kälte mit Schilf versetzen, welches am besten warm hält. Die Zuchtgänse und Hühner sind wohl in Acht zu nehmen, doch nicht überflüßig zu füttern, damit sie nicht zu fett werden und das Legen unterlassen."

Dezember
(CHRISTMONAT)

Wirthschaftsverrichtung.

Diejenige Landwirthe, welche starken Feldbau haben, ,lassen nun den Dünger auf die Felder führen und zeilenweise auf einen Haufen schlagen. Den abhängenden Feldern wird durch Vorbauung geholfen, daß das von Regen und Schnee sich sammelnde Wasser nicht das beste Erdreich mit wegschwemmen; dies geschiehet durch queerüber gelegte Pfählen bevestigte Bäume.

Will man die sicherste Probe haben, wenn es nöthig ist, in einem Gewächshause einzuheizen, so setze man eine Schüssel mit Wasser in dasselbe, so bald dieses gefrieret, dann ist es Zeit. Man verpflanzet jetzt noch allerlei Wurzeln, um im nächsten Jahre Saat und Saamen davon zu haben.

Wenn ein warmer Tag kommt, muß man die Luftlöcher in dem Keller öffnen, damit frische Luft hereindringe.

Man macht auch jetzt in den Gärten die Gruben, worein man die Wildstämme oder Wildlinge im Frühjahr setzen will und zwar 3 Schuh [=Fuß; 1 Fuß=28,2 cm] breit und 3 Schuh tief, und füllet sie 2 Schuh tief mit guter Gassen=Erde, faulem Holz und ausgepreßten Obstträbern an, wenn mans haben kann. Jetzt fället man das brauchbarste Bauholz, sonderlich 2 oder 3 Tage vor dem Neumond [Neumond am 14. Dez.].

Auf alles Vieh hat man jetzt besonders Achtung zu geben, es so viel möglich gegen Kälte zu schützen und mit Futter wohl zu versorgen. Von diesem Monat an, bis Tag und Nacht gleich sind, lässet man den Eber zu den Schweinen, so werfen sie im Frühjahr bis gegen den Sommer."

Diese Texte wurden dankenswerter Weise von
Dietmar Seipt aus Eltville/Rhein zur Verfügung gestellt.

www.ahnen-seipt.de
Seiptd(at)t-online.de

 

Das Gedächtnis ist die Schatzkammer des Lebens

Cicero